So much for plans: Rollwende

So much for plans: Rollwende

Mein Vorsatz für das Jahr 2015 war, die Rollwende zu lernen. Wer regelmäßig schwimmt, weiß, was ich meine: die elegante Wende, die einen beim Kraulen erst so richtig schnell werden lässt. Obwohl ich als Kind und Jugendliche viel und regelmäßig geschwommen bin und jahrelang im Verein war, hatte ich diese nie gelernt.


2015 wollte ich es endlich schaffen.

Es hat geklappt.

Ende Dezember konnte ich sagen, dass es mittlerweile immer öfter und immer besser gelingt. Manchmal sogar richtig gut.

Mein sportliches Ego freut das natürlich besonders. Ich stellte allerdings fest, dass sich auch als Unternehmerin und Mensch ein paar Schlüsse ziehen lassen.

Ohne Vision geht es nicht. 

Auf die Idee, es noch einmal mit der Rollwende zu versuchen, kam ich Anfang 2015. In der Zeit setzte ich mich intensiv mit meinem Unternehmen und meinen unternehmerischen Zielen auseinander. Unterstützt wurde ich mir dabei von Maren Martschenko von Martschenko Markenberatung

Bei einem unserer Termine kamen wir auch auf die Rollwende zu sprechen. Maren fragte: „Warum machst du das nicht zu deinem Projekt?“ So entstand die Idee, es noch einmal zu versuchen.

Löse dich von Glaubenssätzen. 

Meine Technik-Schwimmbibel schreibt (sinngemäß): Wer bestimmte Bewegungsabläufe bis zum Ende der Pubertät nicht beherrscht, wird diese später kaum noch lernen. Und meine Familie hat den Glaubenssatz „Ach, dafür bist du zu alt!“ quasi erfunden.

Vergiss es! Ab in den Mülleimer damit! Für gar nichts ist man irgendwann zu alt. Eine Meisterin wird man vielleicht nicht mehr, aber was macht das schon.

Suche dir die richtigen Berater.

Vor einigen Jahren wäre es beinahe so weit gewesen. Ich war gut im Training und bereit, die Rollwende endlich anzugehen. Ich fragte einen Freund, auch Schwimmer, ob er mir nicht helfen könne. Oder, falls nicht, ob er jemanden wisse, der so etwas als Trainer*in anbiete.

„Hm“, sagte er. „Rollwende, nein, da kann ich dir nicht helfen. Die kann ich selbst nicht. Kannst du denn überhaupt alle Schwimmarten. Brust, Rücken, Delphin? Kannst du Delphin?“
Ich: „Theoretisch kann ich Delphin, schwimme das aber nie. Es braucht einfach zu viel Kraft dafür.“
Er: „Ha, lern erst einmal Delphin. Vorher macht es keinen Sinne, die Rollwende zu lernen.“

Was natürlich vollkommener Quatsch ist. 

Delphin hat nichts mit Kraulen zu tun. Es sind ganz andere Bewegungsabläufe, die gefordert werden, andere Muskeln. Es ist schön, das zu können, aber für das Training und die Ausdauer praktisch nicht relevant. 

Ich hätte also besser von Anfang an nicht auf ihn gehört. Denn seine Aussage war Bockmist.

Suche dir also besser einen Berater, der dich unterstützt. Und dir keinen Quatsch erzählt. 

Suche dir einen guten Lehrer.

Einen guten Lehrer, oder vielleicht auch Mentor, zu finden, ist nicht leicht. Manchmal braucht es auch mehrere Lehrer, ehe man lernt, was man lernen möchte.

Mein erster Lehrer im Fall der Rollwende war Youtube. Es gibt fantastische Technik-Videos, die die Bewegungsabläufe anschaulich erklären. Hier einmal ein Beispiel:


Das war gut, um zu erkennen, wie sich der komplexe Bewegungsablauf zerlegen lässt. Im Grunde ist es nämlich ein Purzelbaum im Wasser, bei dem man am Ende noch eine Drehung macht, um sich von der Wand abzustoßen.


So weit, so klar. Also fing ich an zu purzeln und mich zu drehen. Es endete damit, dass ich auf dem Boden landete. Dass ich an die Wand stieß. Dass ich quer an die Wand stieß. Dass ich mich drehte, zu weit weg, zu nah, … Kurz, es klappte trotz der Videos nicht. Bis ich eines Tages mit meinem Sohn schwimmen ging. Neun Jahre alt, begeisterter Schwimmer wie ich, waren wir im Lehrschwimmbecken und planschten so vor uns hin. 

Ich: „Mensch, ich könnte ja noch einmal die Rollwende üben.“
Sohn: „Mama, du musst doch einfach einen Purzel machen.“
Ich: „Aber das ist nicht so einfach mit dem Purzel.“
Sohn: „Wenn das nicht klappt, kannst du ja die Hände zur Hilfe nehmen.“
Sagte er und zeigte mir, wie ich mit den Händen einen besseren Stand hinbekommen könnte. Ich probierte es. Und es klappte. Zumindest der Purzel. Aber das war der entscheidende Schritt. 

Meister fallen wirklich nicht vom Himmel.

Um einen neuen Bewegungsablauf zu lernen, muss er ständig eingeübt werden. Nachdem also der Purzelbaum endlich klappte, machte ich bei jeder Wende einen Purzelbaum und versuchte, die Vierteldrehung auch mit zu integrieren.

Immer wieder und wieder. 

Auch hier endete ich wieder auf dem Boden, an der Wand, auf der nächsten Bahn. Aber der Knoten war geplatzt: Ich wusste, ich konnte es schaffen. Also blieb ich dran, egal wie lustig es ausgesehen haben muss. Da ich pro Trainingseinheit ziemlich viele Bahnen schwimme (25 Meter Bahn), kamen so einige Versuche zusammen. Irgendwann waren schon drei gute Wenden unter 100 dabei, dann zehn, dann 50.

Gelassenheit hilft

Ich weiß nicht, ob dieser Gedanke tatsächlich etwas mit dem Alter zu tun hat, auf jeden Fall aber mit Lebenserfahrung. Ich weiß nach Studium und Berufserfahrung, dass manche Dinge eben nicht von heute auf morgen funktionieren. Dass sie Zeit brauchen, Übung, auch Fehlschläge. Solange aber der Weg richtig ist, kann man ihn auch weiter beschreiten.

Mittlerweile ist der Tag, an dem der Purzelknoten geplatzt ist, schon vier Monate her. Jede Woche trainiere ich meine Rollwende, und es wird von Mal zu Mal besser.

Es macht große Freude zu merken, dass sie immer besser werden. Ob ich mit meiner Rollwende bereits schneller bin als mit der „normalen“ Wende, weiß ich nicht. Ich bezweifle es eher.

Aber es macht so unendlich viel mehr Spaß. Und so stolz!

Rollwende. Bild: emanoo/Photocase.de

2 Kommentare

  • […] Gern. Ich heiße Ute Blindert, bin chronisch neugierig und liebe die Themen Karriere und Netzwerke(n). Besonders spannend finde ich den Wandel in der Arbeitswelt durch die sich digitalisierende Wirtschaft und was sich für uns daraus ergibt. Als Autorin und Speakerin spreche ich gern mit und vor Menschen und schreibe das Internet voll – unter anderem auf www.karriereletter.de und www.businessladys.de. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, freue ich mich, als „alte Printpflanze“, für richtige Verlage Bücher zu verfassen, u.a. „Per Netzwerk im Job“ (Campus 2015). Außerdem engagiere ich mich mit Herz, Hirn und Hand als Finanzvorstand für die Digital Media Women e.V. Wenn ich frei habe, plane ich gerade unsere winzige Kölner Küche neu, und schwimme Bahn um Bahn, mittlerweile sogar mit Rollwende! Mehr zu dieser Geschichte – und was sie mit Unternehmertun zu tun hat – findet ihr hier http://uteblindert.de/so-much-for-plans-rollwende/ […]
  • Ich habe das Fahrradfahren mit 15 Jahren gelernt und schwimmen - erst mit 26 im Sportkurs an der Uni. Man könnte sagen, so spät, um es gut zu machen, aber dennoch war auch bei mir irgendwann das Rollwende-Lernen dran. Ich hatte Glück mit einem optimistischen Lehrer und Zuhause half dann YouTube um die Bewegungsabläufe besser einzuprägen. Jetzt kann ich sie und kann auch bestätigen: es ist nur
    Übungssache und hat mit dem Alter&Co nichts zu tun. Bloß sich von anderen nicht entmutigen lassen und keine Angst zu haben, auch mal lächerlich auszusehen:-)

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