Im Herbst 2015 hatte ich eine Phase, in der gar nichts lief. Durch einen leichtsinnigen Fehler hätte ich beinahe die Existenz meines Unternehmens aufs Spiel gesetzt. Die Folge: Ich musste viel Geld in die Hand nehmen und auf Einkommen verzichten, um alles wieder ans Laufen zu bringen.
Kurz: Ich arbeitete Tag und Nacht und kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Trotzdem wusste ich: So kann und darf es nicht weitergehen – meine persönliche Weiterentwicklung und die meines Unternehmens durften nicht ganz unter den Tisch fallen.
Da fiel mir bei einem Besuch in München das Buch "Manage your Day-to-day: Build your routine, find your focus & sharpen your creative mind" in die Hände. Besonders der Artikel von Cal Newport "Scheduling in Time for creative thinking" weckte mein Interesse.
E-Mails, Nachrichten, Anrufe, Chats und die lieben Kollegen halten uns beständig auf dem Laufenden. Egal ob wichtig oder nicht, alle stören mit der gleichen Dringlichkeit unsere Konzentration. Wer dann noch im Großraumbüro sitzt, kommt kaum zu seiner eigentlichen Arbeit. Wer zwischendrin Phasen richtiger Konzentration benötigt, sollte sich daher mit dem Konzept des „Deep Work“ auseinandersetzen.
In diesem kurzen Text beschreibt der Informatikprofessor Cal Newport, Buchautor und zweifacher Vater, das Konzept der Deep Work. Um Deep Work, also Phasen wirklich konzentrierter Arbeit, in den Alltag zu integrieren, empfiehlt er drei Strategien:
Zwar können wir uns zur Not auch mal über längere Zeit konzentrieren, wenn es nicht besonders leise ist. Und auch mit der ein oder anderen Ablenkung kommen wir schon klar. Besonders deutlich wird mir das immer im Zug: Viele Menschen schaffen es tatsächlich, im Großraumwagen zu arbeiten – mir fällt das immer schwer. (Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass das der Ort ist, wo ich auch einfach mal aus dem Fenster in die Landschaft starre – sonst käme ich als alte Protestantin (Arbeitsethik und so) nie auf so eine Idee;-)
Wer sich dann aber mal ins Homeoffice zurückgezogen hat und sich in Ruhe und ohne Ablenkung seiner Aufgabe widmen konnte, wird schnell feststellen, dass intensives Nachdenken so viel leichter möglich ist. Wer also eine Konzeption entwickeln möchte oder eine neue Kundenstrategie, ist gut beraten, solche Phasen ruhigen Arbeitens möglich zu machen.
Schriftsteller, aber auch Architekten oder Maler, besaßen immer schon so genannte Arbeitsorte, die oft abgelegen in der Natur lagen. Und auch in modernen Gebäuden gibt es neben den mehr oder weniger beliebten Großraumbüros auch abgetrennte Ecken oder Räume, in denen sich auch einzeln konzentriert arbeiten lässt. Eine wichtige Entwicklung, denn Untersuchungen zeigen, dass sich oberflächliche Arbeit auf Dauer verfestigt. Dadurch verlernt man quasi die Fähigkeit zu wirklicher Konzentration.
Gerade, wer als Wissensarbeiter viele neue Informationen aufnehmen, durchdenken und weiter bearbeiten muss, braucht Phasen tiefer Konzentration. Viele Arbeitsplätze in Organisationen sind nicht unbedingt dafür eingerichtet und erschweren damit gründliche Denkprozesse eher. Deep Work oder wie auch immer man es nennt, bietet einen Ansatzpunkt, wie sich konzentriertes Arbeit ermöglichen lässt.
Bild: Marie Maerz/photocase.de
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