Liberating Structures: Der Methodenkoffer für Dialog, Austausch und Innovation
Von Ute Blindert13. September 20190
Wie gelingt es, bei Konferenzen, BarCamps oder Firmenveranstaltungen echtes Miteinander zu fördern – statt nur Nebeneinander? Wie bringst du Menschen ins Gespräch, die sonst kaum Berührungspunkte haben: alt und jung, erfahren und neu, aus verschiedenen Abteilungen, Kulturen oder Standorten?
Und wie schaffst du es, dass dabei nicht nur geredet, sondern gemeinsam an Zielen, Projekten oder sogar der Unternehmenskultur gearbeitet wird?
Liberating Structures bieten dafür einen frischen, strukturierten Ansatz – gerade für alle, die Veranstaltungen planen und echte Zusammenarbeit ermöglichen wollen.
In aller Kürze:
Liberating Structures sind Methoden (auch Mikrostrukturen genannt), mit denen sich Veranstaltungen, Meetings, Workshops so gestalten lassen, dass Gruppen produktiv und ergebnisorientiert miteinander arbeiten können. Entwickelt wurden die 33 Mikrostrukturen von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless seit 2002, die sich mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet haben. In diesem Artikel beschreibe ich die Grundidee, die Möglichkeiten und auch Herausforderungen bei der Nutzung von Liberating Structures.
FAQ Akkordeon
Häufige Fragen – klar beantwortet:
Was ist eigentlich ein BarCamp?
Unter einem BarCamp versteht man ein offenes Veranstaltungsformat, bei dem das Programm von den Teilnehmenden im Laufe eines Tages oder auch vorab gestaltet wird. Dabei werden zu Beginn eines Tages die Vorschläge für Sessions von der Moderatorin eingesammelt und in das Programmschema eingefügt. Es ist also eine Mischung aus einem offenen Format und relativ fester Struktur. Ein wichtiger Grundgedanke ist es auch, die Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmer*innen zu stärken.
Was ist der Unterschied zwischen einem BarCamp oder einem OpenSpace?
BarCamps und Open Space gehören zu den partizipativen Veranstaltungsformaten, unterscheiden sich aber in Zielsetzung und Struktur. Open Space wurde in den 1980er-Jahren für Veränderungsprozesse und Organisationsentwicklung entwickelt. Es basiert auf einer offenen Leitfrage, arbeitet lösungsorientiert und ist oft über mehrere Tage angelegt. Die Moderation begleitet den Prozess intensiv.
BarCamps entstanden in der Tech-Szene der 2000er-Jahre als sogenannte „Unkonferenzen“. Sie fördern den informellen Wissensaustausch, oft zu einem thematischen Schwerpunkt, und dauern meist ein oder zwei Tage. Die Teilnehmenden schlagen ihre Session-Themen spontan vor, die Moderation gibt dem Tag Struktur, hält sich aber inhaltlich zurück. Während Open Space auf vertiefte Bearbeitung und Ergebnisse zielt, steht beim BarCamp der Austausch im Vordergrund. Beide Formate leben von Offenheit, Selbstverantwortung und Beteiligung.
Für wen eignen sich BarCamps?
BarCamps eignen sich prinzipiell für jede Zielgruppe – Einschränkungen mag es geben, wo Austausch und Partizipation nicht so leicht gelebt werden kann. Ich habe aber schon BarCamps für Schülerinnen und Schüler, für Beamte, für Sparkassen-Mitarbeiter, für Unternehmerinnen, für heterogene Gruppen wie Bürger*innen einer Stadt konzipiert und moderiert.
Wichtig ist, dass man dem BarCamp im Vorfeld einen guten Rahmen gibt und die Moderation entsprechend vorbereitet.
Was muss ich bei der Vorbereitung eines BarCamps beachten?
Bei der Vorbereitung ist es wichtig, sich im Klaren zu sein, was ihr mit dem BarCamp erreichen wollt. Geht es um Austausch und Vernetzung oder wollt ihr im Unternehmen tiefer in Fachthemen einsteigen und hinterher mit den Ergebnissen aus einzelnen Sessions arbeiten? Ebenfalls besonders wichtig ist, die richtigen Teilnehmer*innen und auch eine ausreichende Menge zu gewinnen. Ist eure Zielgruppe bereits mit BarCamps vertraut, ist das oft leichter, als wenn diese es erst noch kennenlernen muss. Dann kann es wichtig sein, die Idee dahinter besonders gut zu kommunizieren und Fürsprecher zu gewinnen.
Bei der Locationauswahl kommt es darauf an, dass der Ort zu einem BarCamp passt. In der Regel brauchst du einen großen Raum fürs Plenum und weitere Räume für die Sessions.
Eine externe Moderation kann helfen, während des Prozesses bei allen offenen Fragen zu beraten. Während des BarCamps ist sie erfahren genug, um auch mal zeitlichen Verzug oder organisatorische Fragen schnell zu lösen.
Wie lange dauert ein BarCamp?
Viele BarCamps werden innerhalb eines Tages organisiert, meistens in einem Zeitrahmen von 9/10 Uhr bis 15/16 Uhr. Wenn die Teilnehmenden von weiter her anreisen, kann auch ein 2-Tages-Format sinnvoll sein, bei dem man gegen 10/11 Uhr startet und am 2. Tag gegen 14 Uhr endet, so dass nur eine Übernachtung notwendig wird.
Ich habe aber auch schon Unternehmens-BarCamps konzipiert und moderiert, die über 3 Tage liefen und dabei das BarCamp-Konzept mit weiteren Workshop-Methoden (z.B. aus den Liberating Structures) angereichert.
Bei einem Online-BarCamp kann es sinnvoll sein, die Dauer zu beschränken oder andere Elemente mit einfließen zu lassen, um einer Ermüdung der Teilnehmenden vorzubeugen.
Inhaltsverzeichnis:
Was sind Liberating Structures?
Warum sollte ich Liberating Structures einsetzen?
Beispiele für Liberating Structures
Strings: Liberating Structures kombinieren
Lassen sich Liberating Structures auch online einsetzen?
Community und Austausch
Fazit: Warum sich Liberating Structures lohnen
Zum Vertiefen
Liberating Structures: Kreative Methoden für mehr Interaktion und Austausch
Wie bringst du Menschen bei Veranstaltungen, Konferenzen oder in Projekten wirklich ins Gespräch? Wie gelingt es, Abteilungen, Hierarchieebenen oder sogar Kulturen zu verbinden, um gemeinsam an Zielen und Projekten zu arbeiten?
Eine spannende Antwort auf diese Fragen liefern die Liberating Structures – ein Methodenkoffer voller innovativer Ansätze, die Teams und Gruppen aktivieren und Barrieren abbauen.
Was sind Liberating Structures?
Die Liberating Structures umfassen 33 erprobte Methoden, so genannte „Strukturen“, die leicht zu erlernen und vielseitig einsetzbar sind. Sie fördern Netzwerken, Wissensaustausch und gemeinsames Entwickeln von Ideen.
Entwickelt wurden sie von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz.
Alle Inhalte sind frei verfügbar, da sie unter einer Creative-Commons-Lizenz stehen.
In Deutschland hat u.a. das Beratungsunternehmen Holisticon zur Verbreitung beigetragen.
Bundesweit finden in zahlreichen Städten Meet-ups statt, bei denen sich die Methoden kennenlernen lassen.
Warum sollte ich Liberating Structures einsetzen?
Unternehmen und Organisationen stehen vor großen Herausforderungen – von der digitalen Transformation bis zum demografischen Wandel. Teams müssen neu zusammengesetzt, Fusionen gestaltet oder komplexe Projekte umgesetzt werden. Klassische Workshop-Methoden stoßen hier oft an Grenzen. Liberating Structures bieten einfache, aber wirkungsvolle Werkzeuge, um alle Beteiligten einzubeziehen und einen echten Dialog zu ermöglichen.
Auch als einzelnen Elemente zu Beginn eines Workshops oder eines BarCamps lassen sich Strukturen wie Impromptu Networking oder Social Network Webbing einsetzen.
Beispiele für Liberating Structures
1. Impromptu Networking
Perfekt für den Start einer Veranstaltung: In 15 Minuten kommen selbst große Gruppen miteinander ins Gespräch. Dabei beantworten Teilnehmende in kurzen 2-Minuten-Sessions vorbereitete Fragen und wechseln mehrfach die Gesprächspartner.
2. 1-2-4-All
Hier entwickeln Teilnehmende zunächst alleine Ideen, tauschen sich dann zu zweit, zu viert und schließlich im Plenum aus. So entstehen schnell viele Perspektiven und Lösungen.
3. Troika Consulting
Eine Form der kollegialen Beratung: Eine Person schildert ein Problem, während zwei andere beraten – ohne Unterbrechung. Das bringt oft neue, ungeahnte Impulse.
4. Social Network Webbing
Mit gezielten Fragen („Wen hast du heute wiedererkannt?“) entsteht ein lebendiges Beziehungsnetzwerk im Raum.
5. Drawing Together
Teilnehmende malen Geschichten mit Symbolen, die anschließend von anderen interpretiert werden. Das eröffnet überraschende Einsichten und kreative Sichtweisen.
Strings: Liberating Structures kombinieren
Die einzelnen Strukturen lassen sich zu sogenannten Strings kombinieren – also methodischen Abläufen, die einen ganzen Workshop oder Event strukturieren. Die Wahl und Reihenfolge der Strukturen hängt dabei vom Ziel, den Teilnehmenden und der verfügbaren Zeit ab.
Lassen sich Liberating Structures auch online einsetzen?
Ob ein Workshop live oder online stattfindet, spielt für den Einsatz von Liberating Structures keine Rolle. Ich würde sogar sagen, dass der Einsatz einzelner Strukturen besonders dafür sorgen kann, dass eine Gruppe sich leichter vernetzt und sich dann besser miteinander arbeiten kann. Hier muss man sich allerdings besonders viele Gedanken zur Anleitung machen und sich mit den technischen Möglichkeiten gut auskennen.
Community und Austausch
Wer Liberating Structures ausprobieren möchte, findet deutschlandweit Usergroups, oft organisiert über Meetup. Diese Gruppen bieten Raum, Methoden zu testen, neue Ideen zu entwickeln und Erfahrungen auszutauschen.
Fazit: Warum sich Liberating Structures lohnen
Liberating Structures sind einfach, flexibel und wirken – auch in komplexen Organisationsumfeldern. Sie helfen, Menschen ins Gespräch zu bringen, Barrieren zu überwinden und gemeinsam kreative Lösungen zu entwickeln.
Zum Vertiefen:
Wenn sich das für dich interessant anhört, dann solltest du in diese Podcast-Episode hineinhören:
Liberating Structures - auf der Website von Holisticon findest du alles Wissenswerte zu den Strukturen, kannst mit dem Matchmaker Strings designen und dich zum Thema austauschen
Mit Erfahrung, Begeisterung und klarem Blick fürs Wesentliche unterstütze ich euch dabei, euer BarCamp lebendig, strukturiert und mit echter Wirkung umzusetzen. Ob im Unternehmen, Netzwerk oder Kommune – ich sorge dafür, dass alle ins Gespräch kommen.
Hallo! Das bin ich, Ute Blindert. Unternehmerin, Netzwerk-Fan und LinkedIn-Expertin.
Mit mir erarbeiten kleine und mittlere Unternehmen sowie Solopreneure wirksame Strategien, um online Kunden zu gewinnen und ihr Business wachsen zu lassen.
Ursprünglich gestartet bin ich nach meinem Studium in Geschichte, Soziologie und Islamwissenschaft als Kundenberaterin in einem Verlag für Karrieremagazine und Absolventenmedien. Irgendwann habe ich dann die Seite gewechselt und begonnen, Unternehmen in Sachen Hochschulmarketing zu beraten.
2015 erschien mein 1. Buch zum Thema Netzwerken im Campus-Verlag ("Per Netzwerk zum Job"), gefolgt von drei weiteren Ausgaben rund um Karriere und LinkedIn. Seit 2018 berate ich hauptsächlich zum Thema LinkedIn und wie Solopreneure und Unternehmen das internationale Business-Netzwerk wirkungsvoll in ihre Vertriebs- und Marketingstrategie einbinden können.
Außerdem bin ich begeisterte BarCamp-Moderatorin – für Unternehmen und Organisationen konzipiere und moderiere ich BarCamps und verwandte Veranstaltungskonzepte.
Was denkst du?