Liberating Structures: Der Methodenkoffer für Dialog, Austausch und Innovation

Liberating Structures: Der Methodenkoffer für Dialog, Austausch und Innovation

Wie gelingt es, bei Konferenzen, BarCamps oder Firmenveranstaltungen echtes Miteinander zu fördern – statt nur Nebeneinander? Wie bringst du Menschen ins Gespräch, die sonst kaum Berührungspunkte haben: alt und jung, erfahren und neu, aus verschiedenen Abteilungen, Kulturen oder Standorten?

Und wie schaffst du es, dass dabei nicht nur geredet, sondern gemeinsam an Zielen, Projekten oder sogar der Unternehmenskultur gearbeitet wird?

Liberating Structures bieten dafür einen frischen, strukturierten Ansatz – gerade für alle, die Veranstaltungen planen und echte Zusammenarbeit ermöglichen wollen.

In aller Kürze: 

Liberating Structures sind Methoden (auch Mikrostrukturen genannt), mit denen sich Veranstaltungen, Meetings, Workshops so gestalten lassen, dass Gruppen produktiv und ergebnisorientiert miteinander arbeiten können. Entwickelt wurden die 33 Mikrostrukturen von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless seit 2002, die sich mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet haben. In diesem Artikel beschreibe ich die Grundidee, die Möglichkeiten und auch Herausforderungen bei der Nutzung von Liberating Structures. 

FAQ Akkordeon

Häufige Fragen – klar beantwortet:

Was sind Liberating Structures?
Liberating Structures (auf deutsch: Befreiende Strukturen) sind 33 Mikromethoden, mit denen Teams, Gruppen und Organisationen besser zusammen arbeiten und mehr erreichen können. Sie wurden seit 2010 von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Sie stehen unter der Creative Commons Licence alle Menschen zur Anwedung zur Verfügung.
Für welche Situationen eignen sich Liberating Structures?
Sie können in nahezu allen Kontexten eingesetzt werden: Team-Meetings, Strategie-Workshops, Projekt-Reviews, Innovationsprozesse oder auch in großen Konferenzen und BarCamps. Sie helfen dabei, kreatives Denken zu fördern, Wissen aus allen Köpfen zu heben und bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit zu erzielen.
Muss ich alle Liberating Structures kennen, um starten zu können?
Nein. Schon eine oder zwei Strukturen können Meetings komplett verändern. Häufig beginnen Teams mit Klassikern wie 1-2-4-All (Ideenfindung in Kleingruppen) oder Troika Consulting (kollegiale Beratung). Mit der Zeit kann das Repertoire je nach Bedarf erweitert werden. Um sie allerdings erfolgreich einsetzen zu können, empfiehlt sich zum Beispiel der regelmäßige Besuch einer UserGroup (gibt es auch online!), um Übung bei der Durchführung zu erlangen.
Wie unterscheiden sich Liberating Structures von klassischen Moderationsmethoden?
Im Gegensatz zu traditionellen Formaten, bei denen oft eine Person dominiert oder nur ein kleiner Teil der Gruppe aktiv ist, setzen LS auf klare, aber einfache Regeln, die Beteiligung und Eigenverantwortung aller fördern. Sie sind zudem leicht zu erlernen und erfordern nur wenig oder gar kein spezielles Material. Allerdings braucht es bei schwierigeren Fragestellungen viel Know-how bei der Entwicklung des richtigen Strings – und auch die Moderation der Strukturen erfordert Fingerspitzengefühl.
Braucht man einen professionellen Facilitator für Liberating Structures?
Nicht unbedingt. Viele Strukturen sind so selbsterklärend, dass Teams sie nach kurzer Einführung selbst nutzen können. Allerdings kann eine erfahrene Facilitatorin helfen, die passenden Strukturen auszuwählen und sie sinnvoll zu kombinieren – besonders in komplexeren Settings würde ich das immer empfehlen.
Wo finde ich gute Anleitungen oder Beispiele?
Die offizielle Website www.liberatingstructures.com bietet eine umfassende Übersicht mit Anleitungen, Variationen und Beispielen. Außerdem gibt es Bücher und lokale LS-Meetups, in denen man die Methoden praktisch ausprobieren kann.


Inhaltsverzeichnis: 


Liberating Structures: Kreative Methoden für mehr Interaktion und Austausch

Wie bringst du Menschen bei Veranstaltungen, Konferenzen oder in Projekten wirklich ins Gespräch? Wie gelingt es, Abteilungen, Hierarchieebenen oder sogar Kulturen zu verbinden, um gemeinsam an Zielen und Projekten zu arbeiten?

Eine spannende Antwort auf diese Fragen liefern die Liberating Structures – ein Methodenkoffer voller innovativer Ansätze, die Teams und Gruppen aktivieren und Barrieren abbauen.

Was sind Liberating Structures?

25 10 Liberating Structures

Hier werden Ideen gesammelt und bewertet: Genutzt wird die Struktur 25/10 Crowd Sourcing

Die Liberating Structures umfassen 33 erprobte Methoden, so genannte „Strukturen“, die leicht zu erlernen und vielseitig einsetzbar sind. Sie fördern Netzwerken, Wissensaustausch und gemeinsames Entwickeln von Ideen.

  • Entwickelt wurden sie von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz.
  • Alle Inhalte sind frei verfügbar, da sie unter einer Creative-Commons-Lizenz stehen.
  • In Deutschland hat u.a. das Beratungsunternehmen Holisticon zur Verbreitung beigetragen.
  • Bundesweit finden in zahlreichen Städten Meet-ups statt, bei denen sich die Methoden kennenlernen lassen. 

Warum sollte ich Liberating Structures einsetzen?

Unternehmen und Organisationen stehen vor großen Herausforderungen – von der digitalen Transformation bis zum demografischen Wandel. Teams müssen neu zusammengesetzt, Fusionen gestaltet oder komplexe Projekte umgesetzt werden. Klassische Workshop-Methoden stoßen hier oft an Grenzen. Liberating Structures bieten einfache, aber wirkungsvolle Werkzeuge, um alle Beteiligten einzubeziehen und einen echten Dialog zu ermöglichen.

Auch als einzelnen Elemente zu Beginn eines Workshops oder eines BarCamps lassen sich Strukturen wie Impromptu Networking oder Social Network Webbing einsetzen. 

Beispiele für Liberating Structures

1. Impromptu Networking

Perfekt für den Start einer Veranstaltung: In 15 Minuten kommen selbst große Gruppen miteinander ins Gespräch. Dabei beantworten Teilnehmende in kurzen 2-Minuten-Sessions vorbereitete Fragen und wechseln mehrfach die Gesprächspartner.

Je nachdem, welche Fragen du hier stellst, kannst du eher spielerisch-persönlich starten ("Als Kind wollte ich .... werden.", "Mit meinen Händen mache gern...") oder auch direkt ins Thema deines Workshops starten. 

Der Vorteil gegenüber klassischen Vorstellungsrunden liegt darin, dass Gruppen direkt aufgelöst und wirklich jede Person dazu kommt, sich zu äußern. 

Ergebnis 25 10 Liberating Structures

In einer Usergroup wurde die Struktur 25/10 getestet. 

2. 1-2-4-All

Hier entwickeln Teilnehmende zunächst alleine Ideen, tauschen sich dann zu zweit, zu viert und schließlich im Plenum aus. So entstehen schnell viele Perspektiven und Lösungen.

Auch hier ist die Vorbereitung der Fragen an die Gruppe essenziell. Oft wird diese Struktur mit weiteren kombiniert, um die Ergebnisse zu clustern, um dann die nächsten Schritte gehen zu können. 

3. Troika Consulting

Eine Form der kollegialen Beratung: Eine Person schildert ein Problem, während zwei andere beraten – ohne Unterbrechung. Das bringt oft neue, ungeahnte Impulse.

Diese Struktur ist wirklich faszinierend. Jede Person bekommt ihre Beratung innerhalb von ca. 9 Minuten, so dass die kleine Runde von 3 Personen theoretisch nur knapp 30 Minuten braucht. In der Praxis würde ich allerdings insgesamt für diese Übung an die 45 Minuten einplanen. 

Eine ähnliche Struktur sind die "Wise Crowds". 

4. Social Network Webbing

Mit gezielten Fragen („Wen hast du heute wiedererkannt?“) entsteht ein lebendiges Beziehungsnetzwerk im Raum.

5. Drawing Together

Teilnehmende malen Geschichten mit Symbolen, die anschließend von anderen interpretiert werden. Das eröffnet überraschende Einsichten und kreative Sichtweisen.

Als Symbole werden ein Kreis (steht für Ganzheitlichkeit), Rechteck (Unterstützung), Dreieck (Ziel), Spirale (Wandel) und Sternperson (Beziehung) genutzt. Diese kannst du nutzen, wie es dir für deine Illustration sinnvoll erscheint – also auch nebeneinander, untereinander oder auch ineinander zeichnen. 

Diese Struktur braucht eine besonders gute Anleitung, da sich Teilnehmende manchmal als zu beschränkt empfinden und befürchten, zu keinem Ergebnis zu kommen. Wer sich allerdings drauf einlässt, ist oft überrascht, welche neuen Aspekte in der eigenen Zeichnung entdeckt werden können. 

Strings: Liberating Structures kombinieren

Beispiel für einen String aus Liberating Structures, gemalt auf ein Flipchart






Die einzelnen Strukturen lassen sich zu sogenannten Strings kombinieren – also methodischen Abläufen, die einen ganzen Workshop oder Event strukturieren. Die Wahl und Reihenfolge der Strukturen hängt dabei vom Ziel, den Teilnehmenden und der verfügbaren Zeit ab.

Dabei werden manche Strukturen gern und häufig für den Start eingesetzt wie zum Beispiel das Impromptu Networking. Auch das "1-2-4-all" wird in vielen Variationen gern genommen. An anderen Stellen kann es schon mal kniffeliger werden. 

Lassen sich Liberating Structures auch online einsetzen?

Ob ein Workshop live oder online stattfindet, spielt für den Einsatz von Liberating Structures keine Rolle. Ich würde sogar sagen, dass der Einsatz einzelner Strukturen besonders dafür sorgen kann, dass eine Gruppe sich leichter vernetzt und sich dann besser miteinander arbeiten kann. Hier muss man sich allerdings besonders viele Gedanken zur Anleitung machen und sich mit den technischen Möglichkeiten gut auskennen. 

Community und Austausch

Wer Liberating Structures ausprobieren möchte, findet deutschlandweit Usergroups, oft organisiert über Meetup oder LinkedIn. Diese Gruppen bieten Raum, Methoden zu testen, neue Ideen zu entwickeln und Erfahrungen auszutauschen. Es gibt die Möglichkeit, einfach nur zur Usergroup zu kommen oder auch im Designteam mitzuarbeiten. So kann sich jeder selbst unkompliziert ausprobieren und hat gleich erfahrene Profis an der Seite. 

Fazit: Warum sich Liberating Structures lohnen

Liberating Structures sind einfach, flexibel und wirken – auch in komplexen Organisationsumfeldern. Sie helfen, Menschen ins Gespräch zu bringen, Barrieren zu überwinden und gemeinsam kreative Lösungen zu entwickeln.

Zum Vertiefen:

  • Liberating Structures Radar: Um immer auf dem Laufenden zu sein, was rund um Liberating Structures passiert, solltest du diesen Newsletter, herausgegeben von der LS Connect, abonnieren. 

  • Liberating Structures Connect: Es lohnt sich außerdem, sich die LS Connect mal genauer anzuschauen. Es ist das Mitmach-Event rund um LS in Deutschland, veranstaltet von Birgit Nieschalk, einer Pionierin der Mikrostrukturen. Die nächste Ausgabe ist am Freitag, dem 5. September 2025 in Köln. 

  • Liberating Structures - auf der Website von Holisticon findest du alles Wissenswerte zu den Strukturen, kannst mit dem Matchmaker Strings designen und dich zum Thema austauschen

  • Henri Lipmanowicz, Keith McCandless: Mit Liberating Structures gemeinsam mehr erreichen. 33 Strukturen für bessere Zusammenarbeit. Übersetzt und herausgegeben von Anja Kässner und Birgit Nieschalk, tredition Hamburg 2023. Eine Riesenempfehlung für dieses Buch! In das Original sind bei der Übersetzung die vielfältigen Erfahrungen der Übersetzerinnen mit eingeflossen. 

  • Wenn sich das für dich interessant anhört, dann solltest du in diese Podcast-Episode hineinhören: 

Die Bilder entstanden während einer LS-UserGroup in Köln, 2019

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