BarCamps für Unternehmen: So wird internes Wissen sichtbar

BarCamps für Unternehmen: So wird internes Wissen sichtbar

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, internes Wissen besser zu nutzen, Abteilungsgrenzen aufzubrechen und Mitarbeitende aktiv in Veränderungsprozesse einzubinden. Klassische Meetings oder Weiterbildungsformate stoßen dabei oft an ihre Grenzen – sie sind zu hierarchisch, zu starr, zu einseitig.

Eine Möglichkeit bietet dabei ein internes BarCamp – auch Corporate BarCamp genannt: Es ist ein offenes, partizipatives Veranstaltungsformat, das Raum für Austausch, neue Ideen und Zusammenarbeit schafft.

In aller Kürze:

In diesem Artikel erhältst du eine kompakte Übersicht, warum Corporate BarCamps ein sinnvolles Format für Weiterbildung, Innovation und Employer Branding – eventuell auch in Verbindung mit anderen Methoden – sein können. 

FAQ Akkordeon

Häufige Fragen zu Corporate BarCamps:

Was ist, wenn niemand eine Session anbietet?
Diese Sorge ist verbreitet – tritt aber selten ein. Wichtig ist gute Vorbereitung: Menschen vorab ermutigen, Themen zu überlegen. Eventuell mit einem internen „Session-Inspirationsboard“ arbeiten.
Ist ein BarCamp nicht zu unstrukturiert für den Unternehmenskontext?
Im Gegenteil: Die Struktur ist klar – aber die Inhalte sind offen. Das macht das Format lebendig und gleichzeitig effizient.
Wie viele Teilnehmende sind ideal?
Das hängt vom Ziel ab. Kleinere Teams (10–20 Personen) profitieren ebenso wie größere Gruppen (bis ca. 100). Bei sehr großen Gruppen: in parallele Tracks aufteilen.
Was kostet ein internes BarCamp?
Die Kosten variieren – je nach Format, Anzahl der Teilnehmenden und ob externe Begleitung gewünscht ist. Oft reichen wenige Ressourcen, um ein wirkungsvolles BarCamp umzusetzen. Wenn das BarCamp Teil eines Organisationsentwicklungs-Prozesses sein soll, kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung beim Design und der Moderation zu holen.



Was ist ein BarCamp?

Ein BarCamp ist ein sogenanntes *Unkonferenz*-Format: Die Inhalte werden nicht im Voraus durch ein festgelegtes Programm bestimmt, sondern von den Teilnehmenden selbst eingebracht. Jeder darf Themen für die Sessions vorschlagen – sei es ein Fachthema, eine Fragestellung oder ein Erfahrungsbericht.

Typischer Ablauf eines BarCamps:

  1. Start: Begrüßung, Vorstellungsrunde und Einführung ins Format
  2. Session-Pitch: Jede*r kann Themen vorschlagen
  3. Session-Planung: Die Vorschläge werden in den Sessionplan eingeordnet. 
  4. Sessions à 45–60 Minuten in parallelen Tracks
  5. Abschlussrunde: Reflexion & Ausblick

Danach: Eventuell Weiterarbeit mit den Ergebnissen (je nachdem, was für den Gesamtprozess vorgesehen ist)

BarCamps funktionieren sowohl vor Ort als auch digital oder hybrid – und lassen sich hervorragend an spezifische Unternehmensbedarfe anpassen.

Dabei ist wichtig: 

  • Jede*r kann Themen vorschlagen. Je nachdem, ob es ein offenes BarCamp ohne Schwerpunkt ist oder ein BarCamp zum Fachaustausch, kann es eine große Bandbreite an Themen geben oder sehr spezifisch werden. 

  • Sessions entstehen spontan aus dem Wissen und den Interessen der Teilnehmenden. Da oft mehr Themen vorgeschlagen werden als Zeit für diese Sessions vorhanden ist, gibt es oft ein Voting durch die Teilnehmenden. Das kann durch einfaches Handheben, durch Klebepunkte oder auch digital passieren (z.B. mit Mentimeter). 

  • Vorgedachte und erarbeitete Sessions sind möglich. Bei einem internen BarCamp kann es im Gegensatz zum eigentlich offenen Format auch "Pflicht"-Sessions geben – also Sessions, in denen zwingend ein Thema bearbeitet werden soll (z.B. Testung einer Landing Page, Produktoptimierung, Bewerbungsprozess anschauen etc.). Dies sollte in die Kommunikation mit einbezogen werden, stellt aber beim BarCamp selbst oft kein Problem dar.  

  • Austausch auf Augenhöhe ist der Kern des Formats. Gegenseitiger Respekt und Offenheit kennzeichnen oft die Stimmung bei einem BarCamp. Gleichzeitig wird der Aspekt der Selbstorganisation groß geschrieben: So ist jede*r selbst verantwortlich, sich passende Sessions zu suchen und auch wieder zu verlassen, wenn es doch nicht passt ("Gesetz der 2 Füße"). 
BarCamp digitalHUB 0523

5 gute Gründe für ein internes BarCamp

1. Wissen sichtbar machen

In vielen Unternehmen schlummert wertvolles Wissen – oft verteilt über verschiedene Abteilungen, Standorte oder Hierarchieebenen. Ein BarCamp bringt diese Kompetenzen ans Licht und macht sie für andere nutzbar. In einem Unternehmens-BarCamp war zum Beispiel die Session "Wie funktioniert eigentlich TikTok?" eines Auszubildenden die beliebteste des gesamten Tages. 

2. Silos aufbrechen

Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen kommen miteinander ins Gespräch – fernab von Abteilungsdenken und Zuständigkeitsgrenzen. Das stärkt die interne Vernetzung und fördert ein gemeinsames Verständnis. Obwohl das gesamte Event locker gestaltet ist, stehen am Ende oft erstaunliche Ergebnisse, die für Verblüffung sorgen. 

3. Beteiligung und Motivation fördern

Weil alle mitgestalten dürfen, fühlen sich Mitarbeitende wertgeschätzt und eingebunden. Das erhöht die Motivation und macht Lust auf aktives Mitdenken. Vor allem jüngere Mitarbeiter*innen empfinden das als besonders wertvoll, aber auch erfahrene fühlen sich ganz anders gesehen. 

4. Impulse für Innovation geben

In einem offenen Format entstehen oft überraschende Ideen. BarCamps fördern Kreativität und lösungsorientiertes Handeln – wichtige Zutaten für Innovation. Allerdings passiert dies nicht ganz von allein: Hier kann es wichtig sein zu schauen, wie die Gruppe zusammengesetzt ist und wie der Ton für das Event gesetzt wird. 

5. Employer Branding stärken

Ein gut organisiertes Corporate BarCamp signalisiert nach innen und außen: „Hier zählt Mitgestaltung. Hier sind Menschen gefragt.“ Das spricht insbesondere junge Talente an.


Beispiel: BarCamp der Abteilung IT des Bundesverwaltungsamts

Internes BarCamp der IT Abteilung BVA


So gelingt das Corporate BarCamp: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Checkliste Corporate BarCamp

Schritt 1: Ziel und Rahmen klären

Was soll mit dem BarCamp erreicht werden? Mögliche Ziele:

  • Internen Wissensaustausch fördern
  • Neue Ideen zu einem Thema entwickeln (z. B. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Innovation)
  • Mitarbeitende aktiv in Change-Prozesse einbinden
  • Teambuilding und abteilungsübergreifenden Austausch ermöglichen

Schritt 2: Einladungskreis und Format festlegen

  • Wer soll teilnehmen? (z. B. ein Team, eine Abteilung, alle Standorte?)
  • Präsenz, digital oder hybrid?
  • Dauer: Halbtag, ganzer Tag oder mehrtägig? Eine Veranstaltung oder eine Reihe?
  • Offen oder festes Thema: Typische Themen für Corporate BarCamps können zum Beispiel sein: 

    „Wie gelingt uns bessere interne Kommunikation?“, „Unsere Nachhaltigkeitsstrategie – was können wir noch tun?“, „Agil arbeiten in unserem Unternehmen“, „Führung im Wandel: Was wünschen wir uns?“, „Ideen für neue Services / Produkte“, „Erfahrungen mit neuen Tools / Technologien“

    Tipp: Nutze einen thematischen Rahmen – z. B. „Transformation bei uns im Unternehmen“ – und überlasse die genaue Ausgestaltung den Teilnehmenden.

Schritt 3: Kommunikation und Einladung

  • Frühzeitig informieren, um Vorbehalte abzubauen
  • Format erklären: Was ist ein BarCamp? Wie läuft es ab?
  • Wichtig: Niemand muss, aber jede*r darf eine Session anbieten

Schritt 4: Durchführung

  • Moderation durch erfahrene Hosts (intern oder extern)
  • Sessionplanung am Anfang (idealerweise analog mit Post-its oder digital mit Tools wie Miro oder Padlet)
  • Räume/Breakouts klar zuweisen
  • Pausen und Begegnung einplanen

Schritt 5: Nachbereitung und Verstetigung

  • Ergebnisse dokumentieren und teilen
  • Feedback einholen
  • Folgeformate planen (z. B. Mini-BarCamps, „Lunch & Learn“, interne Communities)
BarCamp Feedback

Was zu beachten ist: 

  • Expertentum: Auch bei BarCamps kann auftreten, was sich auch bei anderen offenen Formaten finden lässt. Dass immer die gleichen Teilnehmer Sessions anbieten und diese auch noch besonders beliebt sind. Vielleicht, weil sie Vorreiter sind oder besonders mutig und nach außen gewandt sind. Da das Format nach dem Prinzip "Eigenverantwortlichkeit" arbeitet, kann es durchaus passieren, dass nicht alle zu Wort kommen, die etwas zu sagen hätten. Hier kann die Einladung und Kommunikation bewirken, dass sich auch Menschen zu Wort melden und einbezogen werden, die eher zurückhaltend sind. 

  • Zu geringe Themenvielfalt: Wenn sich die Teilnehmer*innen im Vorfeld wenig Gedanken über mögliche Sessionvorschläge machen, kann dabei die Vielfalt auf der Strecke bleiben. Auch hier hilft die Kommunikation und Einbindung der Teilnehmenden im Vorfeld. 

  • Wenig Methodenvielfalt: In BarCamps passiert es schnell, dass es immer nur Diskussionsrunden gibt, vielleicht noch kurz gepaart mit einem Mini-Impuls. Das kommt leider daher, dass im Vorfeld wenig Vorbereitung stattfindet. Hier kann gute Kommunikation sowie Unterstützung im Vorfeld von Seiten der Veranstalter helfen. 

Fazit

BarCamps können auch im Unternehmenskontext das richtige Format sein, um offene Kommunikation und mehr Austausch auf Augenhöhe zu fördern. Allerdings ist es hier besonders wichtig zu klären, was mit dem BarCamp erreicht werden soll. Als reines BarCamp geht es oft um Netzwerken und lockeren Austausch. Sind weitere Ziele damit verbunden, muss man sich Gedanken machen, wie das BarCamp in einen größeren Prozess integriert werden kann. 

Zur Vertiefung: 

  • BarCamp-Liste: Eine Liste aller BarCamps im deutschsprachen Raum findest du hier [LINK]
  • Organisation eines BarCamps: Wie du ein BarCamp selbst organisieren kannst, habe ich dir hier einmal zusammengestellt [LINK]
  • Welche typischen Fehler bei einem BarCamp passieren können [LINK]

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