Dass Netzwerken gut für den Beruf und die Karriere sein kann, sehen die meisten ein. Doch wenn es um das „Tun“ geht, gibt es auf einmal ganz viele Gründe, die dagegen sprechen:
Netzwerken braucht zu viel Zeit.
Netzwerken kostet Geld.
Beim Netzwerken gebe ich mein Wissen preis.
Dem kann und will ich nicht widersprechen. Meiner Erfahrung nach benötigt man ungefähr zwei Jahre und ein paar Stunden pro Woche, um ein (belastbares) Netzwerk aufzubauen. Und natürlich hängt es auch immer davon ab, was Sie mit Ihrem Netzwerk erreichen möchten. Denn letzten Endes sind die Ressourcen, die Sie einsetzen, als Investition in Ihre Zukunft zu sehen.
Ganz so einfach ist die Rechnung natürlich nicht. Im vorherigen Beitrag „Da will ich hin! Netzwerken braucht (k)ein Ziel“ hatte ich aufgezeigt, dass es beim beruflichen Netzwerken ja gerade um einen strategischen Prozess geht, bei dem zu Beginn die Frage steht: Wo will ich hin? Und da ist es natürlich etwas anderes, wenn Sie Vorstandsvorsitzende eines DAX-Unternehmens werden möchten oder als politischer Redakteur beim Radio arbeiten wollen.
Um sich auf der Top-Ebene in der Wirtschaft zu vernetzen, benötigen Sie Zeit und Geld, um in den entsprechenden Verbänden oder auch Veranstaltungen beteiligt zu sein. Und wer sein Unternehmen als Gründerin nach vorne bringen möchte, muss sicher andere Ressourcen beim Netzwerken einsetzen als ein Personalreferent eines Maschinenbau-Unternehmens.
Es kommt also darauf an, was Sie mit dem Netzwerken erreichen möchten. Lassen Sie es uns einmal konkret an zwei Beispielen betrachten:
Sie sehen, die Reihe lässt sich beliebig weiterführen. Ein paar Grundlagen sind ähnlich, die einzelnen Wege unterscheiden sich dann aber durchaus. Wenn Sie mit dem Netzwerken beginnen, sollten Sie sich erst einmal eine Grundlage schaffen.
Heute besteht diese Grundlage in der Regel in einem oder mehreren Profilen in Online-Berufsnetzwerken wie Xing, LinkedIn oder Researchgate. Diese sollten vollständig ausgefüllt sein, bevor Sie diese veröffentlichen. Dafür würde ich einen verregneten Sonntag einplanen. Wichtig ist, dass Sie ein passendes Foto zur Hand haben und Ihren Ausbildungs- sowie Berufsweg ausfüllen. „Projekte“ bei LinkedIn, das „Portfolio“ bei Xing oder die Publikationsliste bei Researchgate können Sie auch später noch ergänzen. Für diese Ergänzungen und zur Überprüfung sollten Sie sich am besten regelmäßig einen Termin im Kalender eintragen. Hier reicht es in der Regel, alle drei Monate oder nach einem Jobwechsel Zeit einzuplanen.
Nicht jeder Mensch braucht eine eigene Website. Auch wenn es heute lange nicht mehr so schwer ist, eine eigene Website (oder ein Blog) zu erstellen wie noch vor Jahren, bedeutet dies mehr Aufwand, als sich für die meisten rechnet: Unser Maschinenbau-Absolvent braucht eher keine Website, für die Journalistin ist diese sehr wichtig!
Wenn eine eigene Website für Sie notwendig ist, Sie sich aber noch nicht so richtig trauen, dann wählen Sie zumindest eine Website Light, zum Beispiel ein Profil bei Torial für Autoren oder ein Portfolio bei Xing. Wie Sie diese Website mit Ihren Social Media-Kanälen verknüpfen, dazu hat die wunderbare Annette Schwindt einen Leitfaden geschrieben (Download, PDF).
Wenn Ihr(e) Profil(e) veröffentlicht sind, können Sie mit der Vernetzung starten. Dafür würde ich erst einmal all die Kontakte anfragen, die Sie bereits kennen. So können Sie recht bald auf ein kleines Netzwerk von 20 bis 30 Personen kommen. Bei der Anfrage formulieren Sie ein paar nette Sätze, warum Sie sich gern vernetzen möchten.
In etwa:
„Vor ein paar Tagen haben ich mich mit LinkedIn auseinander gesetzt und nun ein eigenes Profil angelegt. Da wir ja vor zwei Jahren bereits miteinander gearbeitet haben, freue ich mich über einen Kontakt hier bei LinkedIn.“
Mit einer Nachricht kommt eine solche Kontaktanfrage immer besser an, eine Anfrage ohne Nachricht wird aber auch akzeptiert, wenn Sie sich bereits kennen.
Diese erste Liste können Sie dann organisch erweitern, also sich mit den Menschen vernetzen, die Sie auf Veranstaltungen treffen oder mit denen Sie sich sonst irgendwie austauschen. Außerdem würde ich mir die Kontakte 2. Grades (und auch 3. Grades) anschauen, das sind die Kontakte Ihrer Kontakte. Hier können Sie nach Anknüpfungspunkten suchen und sich auch mit diesen vernetzen. Dafür würde ich mir ungefähr einmal im Monat Zeit einräumen.
Das ist sicher der Bereich, der am meisten Zeit (und auch Geld) beansprucht, denn hier geht es darum, präsent zu sein, sich im Netz und im richtigen Leben zu zeigen, neue Menschen kennen zu lernen und sich mit diesen auszutauschen. In sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram kann dabei ganz schön viel Zeit drauf gehen. Außerdem ist natürlich die Frage berechtigt, inwieweit diese Art der Kommunikation immer zielführend ist. Es kann somit helfen, die Zeit zur Kommunikation in sozialen Netzwerken zu begrenzen, wie Paula Landes in diesem Artikel für den Karriereletter.de ausführt: 10 beste Tipps für die erfolgreiche Digital-Diät für ein gesundes, digitales Leben.
Viele Begegnungen sind heute digital, haben aber natürlich immer mit echten Menschen zu tun! Und es macht dann doch einen großen Unterschied, wenn ich jemand dann mal in „Fleisch und Blut“ begegne, mit jemandem (länger) zusammen arbeite und so entsprechend einschätzen kann, ob jemand zuverlässig und kompetent ist. Das ist auch meistens die Menschen, die jeder von uns gern weiter empfiehlt und dies auch guten Gewissens machen kann. Diese Begegnungen auf Veranstaltungen oder auch in kleiner Runde, zum Beispiel bei einem #neverlunchalone, kosten sicher am meisten Zeit – und auch Geld. Wenn Sie sich zudem in einem Branchennetzwerk anmelden oder einem Verein betreten, kommen diese Beiträge noch hinzu. Die Kosten hierfür können zwischen 20 Euro bis zu mehreren Hundert Euro betragen.
Beispiel: Für eine Fördermitgliedschaft bei den Digital Media Women e.V. bezahlt man 48 Euro pro Jahr. Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) nimmt an die 600 Euro.
Wobei das Geld hier letzten Endes nicht das Entscheidende ist! Es kommt immer darauf an, was wir mit unserer Ausgabe erreichen wollen, denn Netzwerken lässt sich wie eine Investition in die Zukunft sehen: Ich investiere jetzt Zeit, Geld und Wissen, damit ich in Zukunft etwas davon habe. Bei vielen von uns schlagen vor allem die Stunden, die ins Netzwerken investiert werden, zu Buche. Daher ist es wichtig, an diese Zahlen anders heranzugehen:
Diesen Satz sollten sich vor allem Frauen hinter die Ohren schreiben (Entschuldigung für die klaren Worte!). Frauen, vor allem Mütter, haben nämlich immer keine Zeit. Die Familie! Die wichtigen Arbeitsaufgaben! Der Haushalt! Das hält viele Frauen und (natürlich auch) Männer davon ab, regelmäßig zu netzwerken. Daher sollten Sie einfach die Herangehensweise ändern:
Integrieren Sie Netzwerken in die Arbeitszeit und deklarieren Sie Netzwerken als Arbeitszeit – vor allem auch der unwilligen Familie gegenüber!
Zum Schluss soll es noch um einen Punkt gehen, der beim Netzwerken natürlich auch eine Rolle spielt. Gerade in wissensintensiven Feldern ist er natürlich besonders heikel.
„So ein Quatsch! Wenn ich einen Blog schreibe, kann ja jeder mein Fachwissen abgreifen und braucht mich nicht mehr als Expertin zu buchen!“
So eine Agraringenieurin auf meinen Vorschlag, es mal mit einem Blog zu versuchen. Genau dazu hat Dr. Kerstin Hoffmann, Expertin für Unternehmenskommunikation und Autorin des sehr lesenswerten Blogs PR-Doktor.de, einen klugen Satz gesagt:
„Verschenke, was du weißt, um zu verkaufen, was du kannst.“
Es ist also wichtig, seine Ressourcen fürs Netzwerken einzuteilen. Dabei geht es auch um eine bewusste Entscheidung. So kann ich stundenlang auf Facebook „rumhängen“, ohne etwas Berufliches zu erreichen. Oder eben jeden Tag bewusst 5 bis 30 Minuten einem Netzwerk widmen.
Außerdem muss keine dieser Entscheidungen für alle Zeit Gültigkeit haben, sondern kann immer wieder auch hinterfragt und geändert werden.
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